AIDA testet Landstromanlage in Warnemünde

Die Erprobung der neu errichteten Landstromanlage in Warnemünde wurde durch einen so genannten Schiffsintegrationstest erfolgreich getestet. Das Kreuzfahrtschiff AIDAsol der Rostocker Reederei AIDA Cruises legte dazu am Samstag, den 24. April 2021, am Liegeplatz P8 in Warnemünde an wird und für die Dauer der Tests planmäßig bis zum 1. Mai 2021 in Warnemünde bleiben.
Schiffsintegrationstest verlief erfolgreich
Während des Schiffsintegrationstests an den Liegeplätzen P7 und P8 in Warnemünde konnte die gesamte Sicherheitskette, die zum Auslösen der Sicherheitsabschaltung führt, erfolgreich getestet werden, informiert das Hafen- und Seemannsamt. Damit ist gewährleistet, dass der Mittelspannungsbetrieb der Anlage (Versorgungsspannung mit 11kV 60 Hz für AIDA-Sol) im Fehlerfall und bei kritischen Zuständen unterbrochen wird.
AIDAsol konnte sich bei den Tests auf das Landnetz synchronisieren, so dass das AIDA Schiff mit Hilfe der Landstromanlage mit Elektroenergie versorgt werden konnte und die Diesel betriebene Stromversorgung vom Bordnetz genommen wurde. Das Testen mit Lastsprüngen durch das Ein- und Abschalten von großen Verbrauchern im Schiff wurde durchgeführt, damit auch eventuelle Rückwirkungen auf das städtische Stromnetz ausgewertet werden können.
Der Schiffsintegrationstest hat auch zur Aufdeckung kleinerer Fehler der neuen Anlage geführt, was aber bei einer solchen komplexen Anlage völlig normal ist und erst im Echtbetrieb zu sehen ist. Dazu müssen noch einige Verbesserungen in Hard- und Software durch die Auftragnehmer durchgeführt werden. Am 8. Mai 2021 wird AIDAsol anlässlich der Nationalen Maritimen Konferenz erneut in Warnemünde festmachen. Am 8. und 9. Mai wird die zweite Phase des Schiffsintegrationstests durchgeführt und das Gesamtsystem durch den Zertifizierer abschließend geprüft. Ab dem 10. Mai soll die Landstromanlage dann den Regelbetrieb aufnehmen.
Im September 2018 hatten die Hanse- und Universitätsstadt Rostock, das Land Mecklenburg-Vorpommern, ROSTOCK PORT und AIDA Cruises eine Partnerschaft für den Aufbau einer Landstromversorgung in Rostock-Warnemünde auf den Weg gebracht. Seit August 2020 steht die neue Landstromversorgung „Neuer Strom“ vor den Türen der MV Werften in der Werftallee unweit der Kreuzfahrtanlegers für einen Einsatz bereit. Die eigentlich für den Sommer 2020 geplanten Erprobungstests konnten aufgrund der Pandemie nicht wie geplant durchgeführt werden.
AIDAsol macht für Test in Warnemünde fest
Der Aufenthalt von AIDAsol vom 24. April bis 1. Mai 2021 dient ausschließlich dem Testbetrieb der Landstromanlage in Warnemünde. Zuvor lag AIDAsol vor Skagen (Dänemark) und wartet auf seine nächsten Einsätze, die noch nicht feststehen. Das AIDA Schiff wurde am Samstagnachmittag emotional in Warnemünde empfangen. Zahlreiche Schaulustige begrüßten die Besatzung des Schiffes von der Mole und den Kaikanten. Die AIDA Crew selbst hatte sich auf alle Balkonkabinen und die Außendecks verteilt und mit weiß-gelben Handtüchern gewunken. Beim Anlegemanöver am Liegeplatz P8 gab es emotionale Rufe von Bord und von Land, wie nach der Wiederkehr eines großen sportlichen Triumphes.
Eine durchgehende Versorgung von AIDAsol mit Landstrom kann in der Testphase nicht stattfinden, soll aber zukünftig die Anwohner in Warnemünde und Hohe Düne vor lästigen Abgasen und Emissionen der energieintensiven Schiffsgeneratoren schützen. Diese waren bisher standardmäßig in Betrieb, wenn die Kreuzfahrtschiffe im Hafen lagen.
Kreuzfahrtschiffe werden in Warnemünde aus der Steckdose versorgt
„Wir halten Wort und stehen auch mit Taten zu unserem Versprechen, hier in Zukunftsprojekte zu investieren“, unterstreicht Rostocks Oberbürgermeister Claus Ruhe Madsen. „Ich danke allen beteiligten Partnerinnen und Partnern für die Unterstützung auch in schweren Zeiten und freue mich sehr, dass wir nun bald Kreuzfahrtschiffe in Warnemünde per Steckdose versorgen können.“
„Mit unserer „Green Cruising“-Strategie investieren wir seit vielen Jahren in einen zukunftsfähigen Kreuzfahrtmarkt. Die Landstromanlage in Warnemünde ist für AIDA ein weiterer Schritt auf unserem Weg zur emissionsneutralen Kreuzfahrt, die wir mit unserer Flotte erreichen wollen“, erläutert Felix Eichhorn, President von AIDA Cruises „Ich danke der Hanse- und Universitätsstadt Rostock, der Landesregierung Mecklenburg-Vorpommern und ROSTOCK PORT für die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit. Gemeinsam setzen wir ein wichtiges Signal, nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa.“
„ROSTOCK PORT ist stolz, mit der Fertigstellung der Landstromanlage und des neuen Kreuzfahrtterminals ‚Warnemünde Cruise Center 8‘ wichtige Bausteine für eine zukunftsfähige, sichere und nachhaltige Kreuzschifffahrt am Standort realisiert zu haben.“, sagt ROSTOCK PORT-Geschäftsführer Jens A. Scharner. „Dank der partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit AIDA Cruises und unseren Gesellschaftern sowie des Engagements des Ortsbeirates Seebad Warnemünde und Seebad Diedrichshagen wird die Landstromanlage einen messbaren Beitrag zur Emissionsreduzierung in Warnemünde und zum Klimaschutz leisten.“
Landstromanlage in Warnemünde kann zwei Schiffe gleichzeitig beliefern
Landstromanlage Neuer Strom in Warnemünde Mobiles Element der Landstromanlage in Warnemünde
Die bereits im Sommer 2020 fertiggestellte Landstromanlage ist aktuell die größte Europas und kann bis zu 20 Megavoltampere (MVA) elektrische Energie liefern. An den Liegeplätzen P7 und P8 können zukünftig zwei Kreuzfahrtschiffe gleichzeitig mit Strom beliefert werden. Die Landstromanlage basiert auf einer modularen Bauweise von standardisierten 20-Fuß Containern, welche nahezu die gesamten Elektrokomponenten wie Frequenzumrichter, Transformatoren, Schaltanlage, Steuerungstechnik usw. beinhalten. Umhüllt ist die Anlage durch eine Cortenstahlfassade, welche dieser in seiner Kubatur eine außergewöhnliche Optik verleiht. Durch die integrierten Frequenzumrichter kann der Landstrom für alle weltweit gängigen Bordnetzsysteme (sowohl 50 als auch 60 Hz) entsprechend den internationalen Standards in der Kreuzfahrtbranche umgewandelt werden.
Kosten von 19 Millionen Euro wurden zu 90 Prozent vom Land getragen
„Die Gesamtinvestitionskosten liegen bei etwa 19 Millionen Euro (brutto) und damit knapp zwei Millionen Euro günstiger als in der Planungsphase prognostiziert“, freut sich der für das Projekt zuständige Senator Dr. Chris Müller-von Wrycz Rekowski. „Mit dieser Investition ermöglicht Rostock mit Unterstützung der Landesregierung einen umweltfreundlicheren Hafenbetrieb.“
Die Errichtung der Landstromanlage in Warnemünde wurde durch das Land Mecklenburg-Vorpommern zu 90 Prozent aus Mitteln der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ gefördert. Test- und betriebsbereit für diesen abschließenden Schiffsintegrationstest sowie die Aufnahme in den Regelbetrieb ist die Landstromanlage baulich und technisch bereits seit August 2020.